FFW Puschendorf erhält den diesjährigen Ehrenamtspreis

Überreichung Ehrenamtspreis durch Günter Lodderstadt - Fotograf Ralf Jakob

06. März 2018

Liebe Genossinnen und Genossen, sehr verehrte Gäste, mit dem Ehrenamtspreis der Puschendorfer SPD sind in den letzten 4 Jahren immer herausragende Einzelpersonen mit langjährigem ehrenamtlichen Engagement ausgezeichnet worden. Dieses Mal hat sich das Auswahlkuratorium wieder für eine Gruppe entschieden, ganz bewusst auch mit Blick auf die vielen Einzelnen, die sich mehr oder weniger lange ohne großes Aufhebens und ohne groß öffentlich in Erscheinung zu treten, ehrenamtlich betätigen. Etwas flapsig ausgedrückt: wenn wir eine Gruppe mit dem Preis bedenken, geht es nicht nur um die wenigen Häuptlinge, sondern auch und vor allem um die vielen Indianer. Jetzt aber genug der einleitenden Worte: Der mit 365 € dotierte und wie immer von Bertram Schacher gestiftete Ehrenamtspreis 2018 der Puschendorfer SPD geht an die

Freiwillige Feuerwehr Puschendorf

Ich muss jetzt gestehen, dass ich persönlich - im Gegensatz zu den anderen Kuratoriumsmitgliedern - die FFW bisher gar nicht so auf dem Schirm hatte. Wahrscheinlich ist das dem Umstand geschuldet, dass ich als gelernter Großstädter - ich bin geboren und aufgewachsen in Fürth – vom Bild einer hochprofessionellen Berufsfeuerwehr geprägt bin, das auch bei dem inzwischen langjährigen Dorfbewohner anscheinend immer noch im Unterbewusstsein als einzig wahre Feuerwehr vorhanden ist.

Die FFWs in den Dörfern – also nicht nur speziell in Puschendorf – habe ich eher im Sinne eines folkloristischen Elements wahrgenommen, als etwas so selbstverständlich zum Dorf Gehörendes wie die Eiche, die Kirche, die Kerwa, der Schmotzer und der Lämmermann und die Luft zum Atmen, also nicht als etwas so Besonderes. Und das, obwohl mir schon früh in meiner Gemeinderatstätigkeit bewusst wurde, dass die Unterhaltung einer Feuerwehr eine gesetzliche Pflichtaufgabe der Gemeinde ist und sie dort auch vielfältig gebraucht wird, also kein ausgesprochener Vergnügungsverein ist. Und übrigens auch, dass die Freiwillig Dienenden in einer FFW alle anderen Gemeindebürger vor einer Zwangsrekrutierung und/oder einer Zwangsabgabe bewahren.

Umso mehr verdienen die Mitglieder einer Freiwilligen Feuerwehr eine besondere Würdigung.

Die FFW Puschendorf wurde 1930 gegründet, besteht also seit nun 87 Jahren. Sie hat sich zwischenzeitlich, insbesondere seit den 70er Jahren und dem Einzug ins neue Feuerwehrhaus 1976, von einer reinen Feuerwehr hin zu einer Art technischer Hilfstruppe mit umfassenderen Aufgaben und entsprechender Geräteausstattung gemausert – eine Entwicklung, die auf der Seite der Kommandanten und ihrer Stellvertreter mit bekannten Namen sogenannter „alter Puschendorfer“ verbunden ist, wie Ludwig Wick, Walter Gall, Rainer Spitzl, Hans Schobert, Gerhard Billmann und in den letzten 12 Jahren mit Alexander Dörr und Alexander Vitzthum.

Die FFW besteht aktuell aus 27 Mann, neben den beiden Alexen als Kommandanten und den 3 Gruppenführern Berner, Erdmann und Saller aus 22 „einfachen Feuerwehrleuten“. Das klingt so einfach; wir müssen uns aber vor Augen halten: so einfach ist es auch wieder nicht, ein einfacher Feuerwehrmann zu werden. Allein für die Grundausbildung müssen einschließlich Erste-Hilfe-Kurs exakt 129 Stunden Freizeit geopfert werden, die, wenn es sich zeitlich machen lässt, auch im 5-Wochen-Block abgeleistet werden können. Wenn man es dann zum Feuerwehrmann geschafft hat, müssen die erlernten Fähigkeiten natürlich auch ständig geübt werden. Das bedeutet im Moment 19 Übungen pro Jahr a 2 Std. plus 2 Std. Vorbereitung, d. h., 72 Stunden pro Jahr. Ergänzend dazu werden jeden Monat 2 Stunden technischer Dienst, d.h., 24 Stunden pro Jahr, abgeleistet. Im Schnitt müssen die Feuerwehrmänner pro Jahr ungefähr 10 Mal ausrücken, meist zu technischer Hilfe, etwa bei Gasaustritt oder – in Puschendorf relativ häufig – bei Bahndammbränden, nach Unwettern oder Unfällen zu sonstiger Leistungen, wie in-Obhutnahme hilfloser Person. Im vergangenen Jahr 2017 waren es nach Alex Vitzthum 8 Einsätze mit insgesamt ca. 330 Stunden.

Großbrandeinsätze wie der Scheunenbrand Höfler 2015 kommen Gottseidank selten vor, wo schon einmal über 500 Einsatzstunden bei einer einzelnen Gelegenheit zustande kommen.

Darüber hinaus findet für die Kommandanten auf Kreisebene alle 2 Monate eine 3-stündige Sitzung zur Einsatz-Nachbesprechung statt.

Wenn man das alles zusammenzählt, opfert die Gesamtheit der Puschendorfer FFW überschlagsmäßig eine Zahl von ungefähr 3000 Freizeitstunden pro Jahr für ihre Sache. Dabei sind diverse Kurzeinsätze wie z.B. Verkehrsregelung beim Kärwazug oder beim Kärwabaum-Aufstellen noch gar nicht eingerechnet (zum Vergleich: der gesamte Gemeinderat mit 14 Mitgliedern kommt einschließlich Ausschuss- und Fraktions- sitzungen auf ca. 1000 Stunden pro Jahr)

Ich denke, dass nach diesen Darlegungen jetzt auch manchem des Fränkischen nicht mächtigen Norddeutschen klar ist, dass unsere „Feierwehr“ nicht nur ein Vergnügungsverein ist (für derlei sorgt zum Ausgleich gelegentlich der Feuerwehrverein mit seinen Veteranen), sondern ein eher anstrengendes und manchmal vielleicht auch gefährliches ehrenamtliches Engagement, wofür ihr euch den Preis redlich verdient habt.

Ohne euch jetzt etwas vorschreiben zu wollen, ihr Feierwehrler: Wehrt euch nicht gegen eine Feier und macht euch mit dem Preisgeld z.B. einen schönen Kameradschaftsabend.

Teilen